Sonntag, 16. Oktober 2016

Kundenauftrag: Strahlen im Gesicht zum Pauschalpreis

Was wäre das toll, wenn man mit einem seeligen Lächeln im Gesicht durch die Lande schweben könnte - nur gebremst von dem dicken Fell, dass man sich zugelegt hat, wo alles dran abprallt. Also ich habe dieses dicke Fell nicht und manchmal ärgere ich mich maßlos und weiß, dann manchmal gar nicht, wie ich diesen Ärger loslassen soll. Bevor ich Euch in der Vorweihnachtszeit von all meinen tollen Kunden im Themenmonat Reitschüler berichte, erzähle ich Euch ausnahmsweise etwas Negatives - auch weil es so krass war, dass es schon wieder lustig ist. Also:
Jüngstes Beispiel, das mich wurmt - aber so was von ist, dass ich ein Pferd nicht verladen bekommen habe. Das ärgert mich deswegen maßlos, weil ich doch auf Turnieren so oft und mit so einer großen Trefferquote sogar wildfremde Pferde verlade - meistens sogar in kürzester Zeit. Na ja, da hat man dann auch den Vorteil, dass die Leute es vorher meist schon eine oder gar zwei Stunden erfolglos versucht haben, die Pferde dann schon leicht zermürbt sind und es natürlich auch Turnierpferde sind, die dann ja doch schon eine gewisse Grundausbildung haben. Eigentlich ist das aber so ganz und gar nicht das Horsemanship-Konzept, denn wenn man ein Verladeproblem hat, sollte man eines auf keinen Fall tun: Das Pferd verladen. Das empfehle ich zumindest auf meiner Website (nachzulesen HIER). Aber wenn ein Pferd auf dem eigenen Hof gelandet ist, was man auf Dauer nicht beherbergen will, macht man da dann schon mal Ausnahmen, die man später bereut.


Bei dem Pferd, was ich nicht verladen bekommen habe, hat das Ganze ein gewaltiges Chaos ausgelöst, was zu 100 Prozent mir angelastet wird und ganz sicher nicht auf die Unerzogenheit der Pferde oder die mangelnde Zeit, die man mir nur gab, zurückzuführen ist - ist ja immer so: Ist zwar jetzt ein Fall von "Hätte, hätte, Fahrradkette", aber besagtes Pferd hätte wirklich mehr Zeit gebraucht, um selbst auf die Idee zu kommen reinzugehen: Dauert beim ersten Mal vielleicht ewig, führt aber beim zweiten Mal dazu, dass es viel leichter geht.
Aber ich fange am Besten mal von vorne an: Bei dem Pferd, was ich nicht verladen bekommen habe, ging es um die allerallerersten Nicht-Praktikanten und Nicht-Ferienkinder, die unsere kleine Blockhütte gebucht haben. Zur Zeit der Buchung war auf unserer Website ein Foto, wo man sah, dass nur eine Matratze auf dem Boden lag und es stand auch dabei, dass die Hütte nur im Sommer zu einem Spottpreis vermietet wird, weil keine Heizung drin ist. Uns wurde also per eMail mitgeteilt, dass ein unverheiratetes Pärchen Horsemanship-Ferien für drei Tage machen wolle und das Budget dafür 400 Euro betrage - inklusive Unterbringung mit All-you-can-eat bei zwei angemeldeten Lebewesen, die sich kurz vor Ankunft mysteriös verdreifacht hatten, aber das wusste ich ja nicht. Bei dem angenommenen Unterricht mit unseren Pferden dann schon eine durchaus machbare Kiste.
Als die Anzahlung eingetroffen war, dachten wir, dass wir es dann etwas netter in der Hütte machen und sind zu IKEA gesaust, kamen mit einem Gästebett zurück, dass man als Sitzsessel umfunktionieren kann und einem klappbaren Tisch (die Zusammenbauaktion könnt ihr in unseren NEWS in einer Fotogalerie quasi live miterleben). Meine Mutter hat uns dann auch noch ein weiteres Gästebett geliehen und einen gebrauchten Schrank gesponsert: Wir haben also Stunde um Stunde geschuftet, um unseren ersten Gästen als nette Überraschung eine viel schönere Hütte zu präsentieren, als sie die auf unserer Website auf den Fotos gesehen haben dürften: www.12oaks-ranch.de/preise/blockhütte-für-wanderreiter/
Auch bei Anderen wird eMail & persönlicher Kontakt bevorzugt
- nicht alle Kunden akzeptieren aber diese Bitte.
Wenige Tage vor der Anreise klingelte dann täglich das Telefon - einmal während ich beim Kochen war, was dazu führte, dass unser im Ursprungszustand eher helles Mittagessen dunkel bis schwarz wurde. Obwohl ja groß und breit auf meiner Website steht, dass wir Telefonservice eigentlich gar nicht anbieten und schon gar nicht kostenlos, habe ich am Ende wohl zusammen gerechnt mehrere Stunden mit dem Herrn telefoniert - die Details erspare ich Euch ... in groben Zügen war das so:
Anruf 1: Überraschungszitat: "Wir bringen auch noch zwei Pferde mit" - ICH (Schnappatmung unterdrückend): "Dann kommt das mit den 400 Euro aber nicht mehr hin" ER: "Geld spielt keine Rolle, wenn Sie es schaffen, dass wir mit einem Strahlen nach Hause fahren" Was für eine Ansage, aber ich Depp dachte tatsächlich im ersten Moment: Kein Problem. Als dann aber ausführlich erzählt wurde, dass sich die Bereiter an besagten Pferden bereits sämtliche Zähne ausgebissen hatten und überhaupt die Bereiter etc. etc. Als ich zwischendrin mal zu Wort kam, erwähnte ich, dass ich in drei Tagen wohl kaum erreichen könne, wo andere in Monaten auch nicht in der Lage zu seien und zuweilen ein Beritt die Situation auch verschlimmern könne. Jetzt erfuhr ich, wie es dazu kam, dass die gerade frisch gekauften Pferd kurz nach Einkauf beim Bereiter landeten: Die funktionierten einfach nicht wie vom Verkäufer angekündigt. Ihr wisst schon: Hölzchen, Stöckchen, noch mehr Hölzchen und das mir, wo diese verkrampfte Haltung beim Telefonieren Zucker für meinen kaputten Schleudertrauma-Nacken ist. Ich erfuhr dann auch noch, dass es in deren Gegend nicht einen Horsemanship-Trainer gebe. Mir fielen zwar ein paar (meiner Meinung nach gute) Westerntrainer aus der Gegend ein, aber am Telefon dachte ich noch Halt-die-Klappe und erfuhr dann später im persönlichen Gespräch, warum diese Westerntrainer auch nix taugen. Meinung ist ja Meinungssache.
Anruf 2: Zwei Hunde gibt es ja auch noch - völlig vergessen zu erwähnen: Die müssen mit. Ich mutmaßte frech, dass die Hunde dann wohl genauso in der Pauschale von 400 Euro inbegriffen sein dürften wie die nicht angemeldeten Pferde und hörte quasi als Antwort die bange (Gegen-)Frage: "Muss man wirklich die vier Meter von der Hütte zu unserem Haus gehen, um auf die Toilette zu kommen?" ICH: "Ja, das steht ja auch bei der Beschreibung der Hütte auf der Website" und damit war das Thema Hunde mitbringen dann wie von Zauberhand zugunsten des Kunden geklärt: Ich weiß nicht mehr, wie es geschah, aber urplötzlich hatte ich das Bedürfnis, mich dafür zu entschuldigen, dass das, was auf der Website steht (Toilette nebenan), auch wirklich kein Aprilscherz war, sondern den harten und unzumutbaren Tatsachen entspricht. Beinahe hätte ich vor lauter Scham angefangen tiefe Löcher im Garten zu buddeln, um in der Hütte das gewünschte Luxusbad einzubauen, was man bei 12,50 Mietpreis pro Person und Nacht ja wohl auch mit Fug und Recht erwarten kann.
Anruf 3: (das war der mit dem angebrannten Essen): "Wie? Ist da keine Küche in der Hütte???" ICH: siehe oben ER: "Aber meine Freundin hat Allergien und wir müssen doch selbst kochen." Jetzt riß dem Herrn endgültig der Geduldsfaden mit meinen wahrheitsgemäßen Angaben auf meiner Website: Man würde jetzt doch in der nahe gelegenen Pension übernachten. ICH: "Na ja, eigentlich ist gebucht ja schon gebucht" .. , aber vor lauter Schuldgefühlen, dass das alles kein Aprilscherz war, ließ ich mich hinreißen, als Ausfallhonorar nur den halben Preis für die Hütte zu verlangen - auf meinen AGBs rumzupochen, hätte ja das Risiko beinhaltet, dass der Kundenwunsch Mit-einem-Strahlen-die-Ranch-verlasssen womöglich nicht erfüllt würde - das geht ja gar nicht.
Anruf 4: (dieses Mal habe ich die Herdplatte wohlweislich ausgemacht): "Wir möchten jetzt doch bei Ihnen schlafen, die Pension ist viel zu teuer". ICH also in vorauseilendem Gehorsam zum Outlet-Center und habe eine Doppelkochplatte gekauft und zusammen gesucht, was die eigene Küche hergibt: Denn wer kocht, muss auch spülen: Schüssel besorgt. Wer isst, trinkt und wenn es hart auf hart kommt, sogar was Heißes trinkt, braucht Wasserkocher, Tassen, Teebeutel und Cappuccino-Pulver: Rein in die Hütte. Na ja, wenn man einmal dabei war, wurden dann noch Wok, Töpfe rangekarrt und Geschirrtücher, Spülschwämme und Topflappen eingekauft. Immerhin habe ich es irgendwie geschafft, jetzt doch endlich meine AGB zu erwähnen, so dass wir wieder weg waren vom halben Preis. Bin in Sachen Geschäftstüchtigkeit immerhin lernfähig, wenn auch langsam.
Anruf 5: Keine Ahnung, was dieses Mal wieder nicht Recht war oder welches Pferdeproblem mir dringend schon vorab im Detail dargelegt werden musste: Ich habe jedenfalls dann doch mal erwähnt, dass auf unserer Website steht, dass sämtliche Anfragen per eMail erfolgen sollten und Telefonberatungen eigentlich laut Preisliste kostenpflichtig seien: Ich konnte durch den Telefonhörer das Strahlen bröckeln hören und die Kunden waren ja noch nicht einmal angekommen  .... hatte ich eigentlich erwähnt, dass besagte Nummer auch mehrfach im Display angezeigt wurde, während ich bei den Pferden war oder unterrichtet habe? Ist auch egal, konnte ja nicht rangehen, war auf dem Festnetz - puuh.
JETZT ALSO DANN DOCH WIEDER E-MAIL-KONTAKT  - und zwar exakt einen Tag vor der geplanten Anreise:
"Ist da keine Heizung in der Hütte?" Ich wurde es müde "siehe oben" papageienartig immer wieder zu plappern, als hätte ich einen Sprung in der Schallplatte, und fuhr stattdessen zwischen Unterricht und Unterricht bei sommerlichen 26 Grad Celsius brav zum OBI, um dann auch noch einen Radiator für die Hütte zu erwerben. Den habe ich sogar eigenhändig zusammen gebaut, was mich sehr stolz macht: Also ich finde meine kleine Heizung so richtig hübsch. Aber Geschmack ist ja Geschmacksache: Dem Pärchen hat sie nicht gefallen und es ist postwendend in die Dorf-Pension umgezogen. Leider nicht postwendend genug, denn nach dem ersten Unterricht mit unseren Pferden, musste ich dann noch das Hundepärchen mit unserer Einzelhündin verpaaren, was sogar bis auf ein bißchen Knurren und Bellen recht flott gelungen war. Durch pärchenweises Stirnrunzeln fühlte ich mich bemüßigt zu fragen, ob man denn mit
den drei Hunden auch ohne mich zurecht käme, ich musste ja noch weg  und wurde durch betroffenes Schweigen dazu genötigt, meinen eigenen Hund aus meinem eigenen Haus zu entfernen und mit aufs Turnier zu nehmen.
Ach so, Turnier, das habe ich ja noch gar nicht erzählt: Wie gesagt, war ich bei Buchung und Festlegung der 400-Euro-Pauschale davon ausgegangen, dass das liebreizende Pärchen mit unseren Pferden Unterricht erhält und somit mein Sohn das locker alleine schafft: Also haben Larissa und ich für den Anreisetag vor Wochen ein Turnier genannt, wo auch dann Kosten entstehen, wenn man dann doch nicht startet. Deswegen habe ich am Anreisetag erst meine Tochter zum Turnier gebracht, bin dann wieder zurück, um das Pärchen samt Pferde-Pärchen und Hunde-Pärchen erstmal in Empfang zu nehmen und dann eine erste Einweisung in das System "Horsemanship" zu geben - allerdings mit unseren
Pferden, damit die eigenen, die bekanntlich auch gerne mal den Dienst quittieren und eine kooperative Mitarbeit schlicht verweigern, erstmal ankommen können in unser kleines Pferdeparadies am Waldrand. Zuvor hatten sie ihr Dasein zwischen Box und Mini-Paddock gefristet und haben die Riesenweide bei uns erstmal zum wilden Hin- und Herrennen ausgenutzt.
By the way mal eben Hand-aufs-Herz: Wenn ich selbiges Pferd gewesen wäre, hätte ich wohl auch wenig Lust verspürt in das Gefährt das mich potentiell zu Boxenhaltung mit stundenweise Mini-Paddock verfrachtet, einzusteigen, wo es bei uns so viel Spaß hatte.
Wie auch immer: Mit dieser Kundschaft war ich zumindest dahingehend einig nicht einig zu sein oder genauer gesagt: Wir verstehen unter ein und demselben Begriff ständig etwas völlig Anderes. Bei mir ist individueller Unterricht ja, dass ich die Leute da abhole, wo sie stehen und möglichst das mache, was das PFERD braucht. Fälschlicherweise bin ich bisher davon ausgegangen, dass ICH als Expertin den Plan habe und deswegen auch die Struktur vorgebe. Aber damit bin ich auch wieder auf dem Holzweg gewesen und habe mir erklären lassen, WELCHE Inhalte ich WIE zu unterrichten habe. Ist zwar eigentlich Geldverschwendung, wenn man in etwas unterrichtet wird, was man vorher schon wusste oder gar zu wissen glaubte und so toll kann die Strategie ja auch wieder nicht sein, denn wäre sie es, dann hätte man Unterricht nicht nötig, aber ich habe ja keine Ahnung. Ich frage mich bei diesen Gelegenheiten auch immer mal selbst, ob ich Chinesisch spreche, wenn ich  am Telefon lang und breit erkläre, dass es im Horsemanship ein gut durchdachtes Konzept gibt, wo Eins aufs Andere aufbaut und man am Meisten für sich selbst mitnimmt, wenn man sich das eine oder andere "JA-ABER" verkneift. Und tatsächlich: Ich wurde erhört, denn "JA-ABER" habe ich wirklich von den beiden nicht ein einziges Mal gehört. Stattdessen kamen Fragen über Fragen. Man soll ja auch Fragen stellen dürfen, gehört ja auch dazu: Aber es gibt Leute, die stellen so viele Fragen, dass man selbst entweder von Hölzchen auf Stöckchen kommt oder wiederholt genau das vorwegnehmen muss, was man ohnehin zwei Minuten später erklärt hätte und irgendwann nicht mehr weiß, wo einem der Kopf steht, weil die ursprünglichen durchdachte Struktur im Horsemanship mitsamt sinnvoller Reihenfolge komplett weg diskutiert wurde . Und wenn ich erkläre, dass Horsemanship niemals never ever am Problem ansetzt, sondern die Beziehung an die erste Stelle gestellt wird und sich die Probleme somit automatisch in Luft auflösen, wurde das mit Fragen à la: "Was mache ich wenn dieses oder jenes Problem auftritt?" bombardiert - geredet für die Katz. Dieses oder jenes Problem - landläufig Scheuen oder ein Satz zur Seite genannt - wurde mir alsdann auch in Videoform dargereicht, damit mir klar wird, wie furchtbar schwierig diese beiden Jungpferde sind. Und schon wieder habe ich ein kleines bißchen von dem gewünschten Strahlen kaputt gekriegt, denn ich hatte keine Patentrezepte, fand die Knöpfe am Pferd nicht, die bestimmte Verhaltensweisen hervorrufen oder abstellen und die Gesichter, die nicht einen Moment auch nur ansatzweise gestrahlt haben, wurden immer länger. Ich schlug dem Fass dann auch noch damit den Boden aus, als ich von normalem Jungpferdeverhalten im Rabaukenalter sprach. Da ich aber vor lauter Fragen - wie gesagt - zwischenzeitlich nicht mehr wusste, wo mir der Kopf steht, habe ich mir erdreistet, vorzuschlagen, ob man nicht erst den Unterricht machen sollte und dann im Anschluß noch eine Fragerunde dranhängt, weil wegens der Struktur und der sinnvollen Reihenfolge. Das war so aber überhaupt nicht gewünscht und man teilte alsdann mit, dass man an diesem Tag keine weitere Unterrichtseinheit mehr bei mir wünsche - der Kopf sei voll: Kein Wunder, wenn die Reihenfolge permanent durcheinander gerät. Endlich, endlich fiel vom weiblichen Vertreter des Pärchens der Satz, mit dem ich eigentlich die ganze Zeit schon gerechnet hatte, der mir aber dann doch noch das Lächeln aus dem Gesicht fallen ließ: "Das ist ja auch nicht umsonst." Nach sekundenlanger Sprachlosigkeit gelang es mir dann doch nicht mir auf die Zunge zu beißen, denn es brach aus mir heraus: "Oh, doch: Das ist sehr wohl umsonst, denn diese Einheit hier sollte zwei Stunden dauern. Es sind aber jetzt drei geworden und die dritte wurde mir eben nicht bezahlt", worauf man mir dann mitteilte, man werde am nächsten Tag abreisen - einen Tag früher als geplant. Da ich auch noch so frech war und neben der erhaltenen Anzahlung auch noch den Restbetrag der Pauschale als Vorkasse (!!!) abkassierte (auf meiner Website steht sogar, dass der volle Betrag vorab zu zahlen ist, wo ich vor vollendete Tatsachen gestellt wurde mit den Worten: Wir zahlen den Rest in bar, wenn wir da sind), wurde spontan - mutmaßlich aus Kostengründen - dann doch noch folgender Plan ins Auge gefasst: Eine allerletzte Horsemanship-Stunde (die zweite Einheit mit den eigenen Pferden wohlgemerkt) und dann Verladen, wo ich vollmundig anbot, ich könne helfen, denn das könne ich gut, koste aber extra. Ich könne allerdings nicht sagen, wie lange es dauert: Meist ginge es schnell, aber Garantien kann man ja nie geben, weswegen hier kein Festpreis möglich sei, sondern nach Zeitaufwand abgerechnet würde. Tja, da hatte ich den Mund wohl zu voll genommen und auch noch die glorreiche Idee gehabt, erst das schwierigere Pferd verladen zu wollen. Ich habe mich an die Regel gehalten, dass die Nase in den Hänger soll und der Rest folgt dann vielleicht und ist bei den ersten Verladeversuchen die Entscheidung des Pferdes - kein Druck. Ich habe lang und breit erklärt, dass es wichtig ist, dass das Pferd das Gefühl hat, dass es jederzeit wieder raus kann und mit Parelli-Zitaten wie: "Es hat noch nie länger als zwei Tage gedauert" und "Nimm die Zeit, die es braucht, dann braucht es weniger Zeit." um mich geworfen. Obwohl nicht nur der männliche Part, sondern sogar auch der weibliche Part sich die ersten 20 Minuten dem Anschein nach sehr ruhig verhielten, also zumindest mal nicht viel redeten, wirkten sie auf mich so, als würden sie mit den Fingerspitzen regelrecht auf den Tisch trommeln vor Ungeduld. Ich hatte irgendwie so ein Fisch-namens-Wanda-Kopfkino, wo zuerst gesagt wird: "No hurry - keine Eile." und Sekunden später: "Jetzt machen Sie aber mal." dann umso mehr Druck gemacht wird - hier die Szene (leider nur in englischer Sprache):



Ich schalt mich selbst ungerecht und warf mir vor, dass ich mir dieses Fingertrommeln-Kopfkino nur einbilde. Es ist nämlich auch ganz, ganz sicher Zufall, dass mich die Dame (laut männlichen Part des Pärchen die Dominantere der beiden) alsdann belehrte: "Also vorgestern mit meiner Trainerin (die wegen Inkompetenz Ausrangierte) da hat das sooooo toll in Teamwork geklappt. Wir haben das Pferd immer vor und zurück und da war dann ganz schnell verladen". Ich biss mir dann doch mal auf die Zunge und erwähnte alle die SMS an meinen Sohn nicht, dass es später wird, weil sich das Pferd nicht verladen lässt, war dann aber so unprofessionell, dass ich mich tatsächlich dazu habe hinreißen lassen zu sagen: "Willst du dann übernehmen und es auf Deine Art versuchen?" Wollte sie und habe ihr das wohl (unprofessionell, aber menschlich) deswegen so angeboten, weil ich am Liebsten raus wollte aus der Situation, die sich so anfühlt, als wäre man Sekretärin und der Chef schaut einem ununterbrochen über die Schulter, ob man nicht nur alles richtig, sondern das auch bitte noch schnell genug macht. Endlich war die gute Frau glücklich, weil sie mir Anweisungen geben konnte, die ich aber wohl nicht zu ihrer Zufriedenheit ausführte. Bei mir war dann irgendwann dann auch finito mit "Take the time it takes", ich wollte nur noch weg und konnte nichts anderes mehr denken als zum Gaul: "Geh jetzt verdammt noch mal rein in den Hänger und haut bitte pärchenweise ab, aber ein bißchen plötzlich." Genau das, was man, wenn man ein Pferd verlädt, NIE, NIE denken soll. Ist auch so gar nicht meine Art, aber ich hatte den Kaffee so was von auf. Der weibliche Teil des Pärchen scheiterte - ich nehme aufgrund von meiner falschen Umsetzung ihrer mit bis heute unverständlichen Anweisungen - aber auch an Wallach Nr. 1, so dass nun Wallach Nr. 2 verladen wurde (habe ich vorgeschlagen, weil mir vorher mitgeteilt wurde, dass Wallach 1 dann völlig problemlos zu verladen sei. Als Wallach 2 geparkt war, stand Wallach 1 dann auch recht flott drin: Also Vorhand und Bauch, die Hinterhand stand beharrlich auf der Rampe: Asche auf mein Haupt - mein Geduldsfaden war im Laufe des Wochenendes irgendwann ebenfalls abhanden gekommen und ich habe den Fehler gemacht und versucht das Hineingehen von hinten durch erst leicht stetigen Druck und dann rhythmischen Druck zu beschleunigen, wodurch Wallach 1 katapultartig nach hinten schoß (ich sag ja immer: Erst am Boden die Druckarten in Ruhe erklären und erst, wenn die verstanden sind, ans Verladen denken, aber ich habe ja bekanntlich keine Ahnung), worauf die Dame den Strick ohne Gegenwehr oder Festhalteversuche los gelassen hat und das Pferd dann erst mal Richtung Wald galoppierte - um genau zu sein etwa 20 Meter weit. Die Zossen bleiben bekanntlich in solchen Fällen in der Nähe, sonst wären sie ja alleine - ihr wisst schon: Herdentier und so.
Na ja, im Moment des Losreißens erschallten pärchenweise Schreckensrufe, worauf Wallach Nr. 2 auch das Weite suchen wollte, indem er unter der hinteren Stange herzukrabbeln versuchte und mal eben die Mittelwand aushebelte. Während ich Wallach 1 vom Grasen einsammelte, um ihm einen weiteren Verladeversuch zuzuführen, montierte der männliche Pärchen-Part mit dem Besen die Stange des Hängers und mir wurde vom weiblichen Part mitgeteilt, dass es ohne mich immer sehr viel besser funktioniere mit der Verladerei und nur durch meine Fehler sei das Chaos ja jetzt perfekt und dadurch sei das Verladeproblem überhaupt erst entstanden. Zum Glück war ich erstmal sprachlos und ich hoffe, dass man mir mein Strahlen im Gesicht und die Freude darüber gefeuert worden zu sein, nicht ansah, aber ich hatte wirklich die Frechheit mir diese letzte Stunde, wo ich mich brav zum Affen habe machen lassen, auch noch bezahlen zu lassen, wenn auch widerwillig.
Zuhause angekommen war die Freude über das Gefeuert-Sein dem Ärger des Ich-habe-mich-zum-Affen-machen-müssen gewichen, weswegen ich mir per eMail nach Tagen des Herunterschluckens doch mal Luft machte. Also schon noch nett und höflich, aber, dass ein gemeinsames Verladen dann undenkbar ist, wenn sich die Menschen nicht grün sind, weil Pferde auf solche zwischenmenschlichen Spannungen hochsensibel reagieren und dass ich bedaure, dass ich das mit dem "Strahlen" so nicht hingehauen hat (außer bei mir, aber das habe ich wohlweislich nicht erwähnt). Natürlich habe ich als Service-Leistung auch jede Menge Unterlagen, Links und Videos gemailt, weil ich immer das Bedürfnis habe, wenigstens den Horsemanship-Gedanken weiterzutragen. Habe sogar eine Antwort bekommen. Ich zitiere: "Unsere Vorstellungen von einer Ranch und einer Blockhütte unterscheiden sich doch sehr von dem was wir vorgefunden haben. Das Training an sich und die Zeit mit unseren Pferden hat uns auf jeden Fall einen ganzen Schritt weitergebracht. Leider wurde das ganze enorm dadurch getrübt, dass wir extra das individuelle Training haben wollten um Fragen zu stellen. Um unsere Probleme in gewissen Situationen geklärt zu bekommen. Das war leider nicht möglich. Zudem ist uns Ihre ständige Anspielung auf Geld sehr sauer aufgestoßen.  Wir sind die letzten, die für eine Leistung nicht bezahlen würden. Der krönende Abschluss für uns war dann das Verladen. Nachdem alles völlig aus dem Ruder gelaufen ist, haben Sie trotzdem noch 30 Euro kassiert und haben uns in dem ganzen Chaos einfach stehen lassen. Und für dieses Chaos müssen Sie sich meiner Meinung nach den Schuh anziehen. Uns dann einfach stehen zu lassen, ist für uns an unproffessionalität kaum zu überbieten." HALLO??? Ich habe die nicht einfach stehen lassen, ich wurde weg geschickt - gefeuert sozusagen!!! Und wenn man individuellen Unterricht möchte, dann muss man das auch mal VORHER erwähnen: Dann kann ich nämlich ggf. auch sagen: "Nein: das gewünschte Produkt führen wir in dieser Form leider nicht." Aber es war nie die Rede von individuellem Unterricht mit einem Bombardement von Fragen, es hieß immer nur "Horsemanship-Ferien". Hatte ich eigentlich erwähnt, dass mir selbige Dame am Vortag mitgeteilt hatte, dass sie auch in Bezug auf meinen Unterricht (der laut obiger eMail sooo schlecht wohl doch nicht war, siehe das Fettgedruckte) völlig andere Vorstellungen gehabt habe. Als ich - in Unkenntnis derselbigen - fragte, was für Vorstellungen das gewesen seien, antwortete sie mit einem einzigen Wort:


HEARTLAND 

Bei aller Unprofessionalität meinerseits: Mit einer TV-Serie im Wendy-Stil kann ich beim besten Willen nicht konkurrieren - aber ich werde mir größte Mühe geben, das mit dem Zaubern dann auch noch zu lernen, vielleicht Handauflegen gleich mit dabei - ist wahrscheinlich billiger als Heizungen, Kochplatten und pipapo zu kaufen. Ich könnte das Pferd natürlich auch halbtot quasseln und dann mit dem Flaschenzug in den Anhänger ziehen. So hat die Frau es auch mit dem zwischen Stange und Trennwand verkeilten Pferd gehandhabt. Kennt ihr das, wenn Leute mit flacher, hektischer Atmung stakkatoartig: "Ruhig, ruhig." von sich geben. Ich schwöre, ich habe nicht gelacht.

Übrigens: Ich finde die Serie Heartland auch ganz toll, habe alle Folgen bis Staffel 8 gesehen, kann aber dennoch so gerade noch die Realität vom TV unterscheiden - liegt wahrscheinlich am Alter. Hier ein Ausschnitt und darunter eine Kundengeschichte von jemandem, der so etwas viel lustiger schreiben kann als ich:



Inspiriert wurde diese kleine Bloggeschichte von einem Text der begnadeten Satire-Schreiberin Georgia Schulze-Lefert, die ich auch deswegen mal hinten dran hänge, weil ja immer gerne den Bereitern und Trainern die Schuld in die Schuhe geschoben wird, wenn der Gaul sich weigert, auf Knopfdruck wie am Schnürchen zu laufen. Einfach köstlich wie Georgia diese Episode aus ihrem Bereiter-Leben wiedergibt und lustige Satiren zu den VOX-Pferdeprofis findet ihr dort auch:

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