Mittwoch, 13. Januar 2016

Rotznase Cisco wird zum Showpony

Auszug aus einem Blogeintrag, der im Januar 2015 auf 12oaks-ranch.de erschienen ist:

Den ersten Pferdekuss habe ich von Lucky abbekommen, aber der hat mich nur gestreift. Lucky ist als Jungpferd der Paniker schlechthin gewesen, da war viel Vertrauensarbeit nötig, wovon ich morgen berichte.

Bei Cisco war es anders – der war von Anfang an ein kleiner, selbstbewusster Kerl, der selten Angst hatte. Als wir mal spazieren gingen mit unseren drei Ponys sagte ich meiner Freundin, sie solle Luckys Strick mit zwei Händen halten, während ich selbst Ciscos Strick ganz locker in einer Hand hielt, weil der ja sooo unproblematisch war. Pustekuchen, denn auch die Unproblematischen kommen mal in die Pubertät. Cisco nutzte als Jährling die Gunst der Stunde, riss sich los und rannte zum nächsten Grashalm, ließ sich zwar leicht wieder einfangen, stellte aber postwendend meine Führung in Frage. Als ich ihm dann sagte, er möge mich nicht überholen, hat er sich umgedreht und mir gezielt einen Huftritt auf den Oberschenkel verpasst – klar hat er dann einen gewaltiges Klaps bekommen, aber der blaue Fleck konnte sich sehen lassen: handtellergroß und steinhart geschwollen.


Das ist fast 10 Jahre her und war, bevor ich mich mit dem Parelli-Programm beschäftigt hatte. Erstmal hatte ich dann Manschetten vor den fliegenden Jährlingsponyhufen, aber es nützte ja nichts. Irgendwer musste ihn ja erziehen .. Er hat es dann auch noch einmal versucht, ich habe zurück getreten und daraufhin hat er ein paar Jahre anderen Quatsch gemacht, aber getreten hat er erstmal nicht mehr. Bis in den Reitferien eine der Schülerinnen nach einem langen Arbeitstag, wo Cisco schon auf die Weide entlassen war, noch mit ihm kuscheln wollte: Er drehte sich um und die kleinen Hüfchen trafen rechts und links ihre Pobacken. Verletzt wurde niemand, noch nicht einmal leicht, aber Cisco hatte klar und deutlich gesagt: "Ich habe Feierabend, akzeptiere das bitte". Noch mal zwei, drei Jahre später hat er seine Reitbeteiligung auf den Oberschenkel getreten. Weder sie noch ich hatten seinerzeit Zeit, um uns mit ihm zu beschäftigen und er hat sich wohl einen Monat lang vernachlässigt gefühlt. Erst hat er Betty getreten, die einen blauen Fleck auf dem Oberschenkel hatte und zwei Tage später ist er mir auf den kleinen Zeh getreten – ich habe impulsartig weg gezogen und da war er gebrochen. Das war (auch) mein Fehler, ich hätte nicht versuchen sollen, meinen Fuß unter dem Huf wegzuziehen. Bei seinen Tritten ist nie mehr passiert als blaue Flecke. Ich bin ziemlich sicher, dass Pferde genau einschätzen können, wie feste sie treten und glaube auch, dass sie, wenn sie wollen auch die Kraft hätten, Knochen zu brechen. Aber das wollen sie gar nicht. Pferde treten Menschen, wenn sie diese als rangniedrig oder gleichrangig betrachten. So einfach ist das eigentlich.
Linda Parelli hat mal gesagt, dass jeder sein Pferd dazu bringen kann, dass es das tut, was man will. Die Kunst besteht darin, dass das Pferd dies gerne tut. Denn wie vielen Menschen gelingt es schon, dass die eigene Idee zur Idee des Pferdes wird? 
Bei Cisco ist das mittlerweile ganz gut gelungen: Obwohl wir aus Zeitmangel und Gewichtsgründen Cisco entweder als Reitschulpony einsetzen oder mit ihm am Boden nach Parelli "spielen", hat er nach nur einer Woche Training auf dem Turnier abgeräumt - gegen Quarter Horses & Appaloosas: 










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