Donnerstag, 22. September 2016

Idgies Diagnose: Angeborener Leberschaden

Irgendwie schon traurig, dass man sich an die Tierärztekammer wenden muss, um zu erfahren, was die Blutwerte im 2. Anlauf (vergessen oder geronnen?) denn jetzt ergeben haben, aber eigentlich wussten wir ja von den schlechten Leberwerten. Zu wissen, warum Idgie gestorben ist, ändert ja nichts, aber ich wollte Euch wenigstens auf dem Laufenden halten: Idgie wurde mit einem Leberschaden geboren, der dazu führt, dass der Körper sich selbst vergiftet, weil Giftstoffe sozusagen an der Leber vorbei geleitet werden. Hier ein paar Links, was ein Lebershunt ist:

http://www.lebershunt.info/html/behandlung.html

Im Link oben steht, dass man das zwar über Diäten behandeln könne (wobei es bei Idgie ja ein sehr, sehr fortgeschrittenes Stadium war), aber eine reine Behandlung über die Diät dazu führt, dass die Hälfte der Hunde zehn Monate später dann doch eingeschläfert werden müssen. Was bleibt, ist also eine Operation, wo meine Recherchen ergeben haben, dass die Kosten hierfür um die 2.000 Euro sind, wenn der Shunt außerhalb der Leber ist. Ist der Shunt innerhalb der Leber wird es doppelt so teuer - wobei z.T. sogar zwei Operationen nötig sind, wie im folgenden Fallbeispiel:

https://lebershunt.wordpress.com/

Wenn man obiges Fallbeispiel liest, dann haben sowohl die Besitzer als auch der Yorkshire-Terrier, der ebenfalls am "Lebershunt" litt, einen langen, langen Leidensweg hinter sich, so dass ich froh bin, dass das Schicksal uns diesen Leidensweg erspart hat - zumal wir beim besten Willen die Kosten für diese OP auf keinen Fall hätten aufbringen können. Ich warte seit Jahren darauf, dass der Unfallverursacher mir Verdienstausfall zahlt und das Jobcenter lässt uns auch hängen: Beide Verfahren seit Jahren vor Gericht - daher haben wir nur das Einkommen von der Ranch, was für drei Leute nicht ganz reicht, so dass wir uns jeden Monat etwas mehr verschulden müssen - wenn man bedenkt, dass ich nach dem Autounfall ein Jahr arbeitsunfähig war, ist das eine reine Katastrophe.
Aber sei es drum: Im Nachhinein fällt es einem wie Schuppen von den Augen: Idgie wurde kaum stubenrein - nur halbwegs als sie kontinuierlich Zugang zum Garten hatte und selbst dann hat sie gelegentlich ins Haus gemacht. Sie wurde nicht läufig, das Wachstum war verzögert und in den letzten Wochen verweigerte sie oft die Nahrung und magerte auch ab - alles passt. In folgendem Link sind die Symptome noch mal detailliert aufgezählt und dort steht dann auch, dass zumindest ein angeborener Shunt IMMER operiert werden muss - bei erworbenenen bei älteren Hunden nicht.

http://www.praxis-am-dorney.de/63.html

Der behandelnde Tierarzt hat sich jetzt geäußert oder richtiger hat so drumherum geredet, dass er sich nicht äußern musste, was ich ihm natürlich nicht durchgehen lasse. Meine Antwort seht ihr mit Klick auf:

Vorab ein Video dazu, ob es wirklich oberste Pflicht sein kann, ein krankes Tier möglichst lange am Leben zu halten oder Unmengen von Kosten aufzubringen, um genau das zu tun:



Tierärztekammer
- per Fax


Sehr geehrte Damen und Herren,

mit Schreiben vom 20.9.16 hatten Sie mich gebeten mitzuteilen, ob die vorliegende Eingabe für mich erledigt sei. Ob ich weitere Schritte einleite, kann ich aber erst beurteilen, wenn Dr W. sich zu den von mir vorgebrachten Vorwürfen geäußert hat. Dies hat er mit keinem Wort getan, daher bitte ich erneut um eine ausführliche Stellungnahme zu diesen Fragen:
  1. Warum wurde der Hund von Dr. W. nicht im Maul untersucht und der Fremdkörper nicht entfernt? Immerhin wurde ihm ein Video gezeigt, wie der Hund sich nahezu epileptisch an der Schnauze reibt.
  2. Warum hat Dr. W. nicht die Blutergebnisse des Vorbehandlers ausgewertet? Immerhin lagen bei Vorstellung des Hundes bereits detaillierte Leberwerte vor, die die Diagnose Lebershunt auch ohne weitere Blutuntersuchung sofort ermöglichten. Die zweite Abnahme war überflüssig. Dennoch sei gefragt: Wie kann es sein, dass von ein und derselben Blutprobe, die eine Hälfte gerinnt und die andere ans Labor gesandt wird und tatsächlich Ergebnisse liefert? Wurde ein Teil des Blutes nicht gekühlt oder der Behälter nicht geschlossen???
  3. Dr. W. möge Ihnen die von mir unterschriebene Einverständniserklärung übermitteln. Dort hatte ich explizit erwähnt, dass es um einen Kostenvoranschlag geht. Warum wurden mir nur die Kosten für die nächtliche Unterbringung, nicht aber die (ungefähren) Behandlungskosten im Vorfeld mitgeteilt? Warum wurde mir erst zugesagt, ich könne in Raten zahlen und dann wurde doch verlangt, dass ich den kompletten Betrag sofort erbringe. Warum wurde mir nicht mitgeteilt, dass mein Budget von 200 Euro schon nach einer Nacht aufgebraucht sein wird? Anders als Dr. W. es darstellt, sollten diese 200 Euro in Raten bezahlt werden: Es gab und gibt keine darüber hinausgehenden finanziellen Mittel.
  4. Was beinhalteten die drei Spritzen, die Dr. W. dem Hund injiziert hat?
  5. Warum haben gleich zwei Tierärzte die Kostenvoranschlagsberatung gemacht?
  6. Warum war am Folgetag telefonisch nicht in Erfahrung zu bringen, ob der Hund trinkt, isst oder sich erbricht? Warum durfte ich ihn nicht vormittags schon abholen?
  7. Warum durfte ich am Vorabend nicht in den Raum, wo dem Hund die Infusion verabreicht wird, um ihm Trost zu spenden?
  8. Warum ist Dr. W. trotz Termin um 16 Uhr 30 um 17 Uhr immer noch nicht erschienen?
  9. Warum hat er nicht Stellung zu seinem abendlichen Anruf bei mir genommen, wo er mich als „unverschämt“ und „ausfallend“ beschimpft hat, nur weil ich finanziell nicht in der Lage war, die fehlenden 60 Euro zu begleichen.
  10. Wie ist seine Äußerung „Das können Sie mir nicht beweisen“ einzuordnen?
Die Behauptung des Dr. W., dass es dem Hund nach der Nacht bei ihm besser gegangen sei, ist falsch: Zwar hat der Hund gegessen und getrunken, aber das hat er zuhause ja auch getan. Das Problem war nur, dass er erbrach. Außerdem war der Hund in einem viel schlechteren Zustand als wir ihn bei Dr. W. abgeholt hatten und schwankte sehr viel schlimmer, so dass m.E. sicher ist, dass er auch dann, wenn er in der Praxis verblieben wäre, Stunden später ins Koma gefallen wäre: Der Hund war so krank, dass er keine Zeit mehr für eine weiterführende Diagnostik hatte: Aber der Lebershunt war ja aus dem Laborbericht des Vorbehandlers bereits ersichtlich. 
Die Antwort des Dr. W. lässt mich als geizig aussehen. Es trifft zu, dass ich die horrenden Tierarztkosten nicht aufbringen KANN: Man kann eben kein Geld ausgeben, das man nicht hat. Genau aus dem Grund bat ich mündlich und schriftlich um eine Kostenvoranschlag und nicht um eine Dienstleistung, wie Dr. W. es darstellt. Seine polemische Formulierung „arme, alleinerziehende Mütter“ zeigt, dass Dr. W. völlig verkennt, dass es in Deutschland durchaus Menschen gibt, die in großer Armut leben und sich dafür schämen, obwohl sie gar nicht Schuld an ihrer Misere sind. Er verkennt, dass ich keinen Unterhalt erhalte und schwer krank bin durch einen Verkehrsunfall - stecke da im Gerichtsverfahren, dass sich bekanntlich in die Länge zieht. Auch das Jugendamt und Jobcenter tritt nicht ein, so dass ich trotz Arbeitsunfähigkeit berufstätig bin, nur sehr wenige Einnahmen habe, die nicht reichen, um meine Kinder, mich und auch unsere Tiere zu ernähren. Dies wurde Dr. W. genau so mitgeteilt, um ihm zu erklären, dass es um eine Kostenvoranschlag geht – er hat mir aber ins Gewissen geredet, den Hund dazulassen und es als nicht sehr teuer aussehen lassen, indem er sich auf keinen Betrag festlegte und nur sagte, dass die Unterbringung 20 Euro kosten würde und ich erst mal nur die Laborkosten tragen müsse, weil es Fremdkosten seien: Von den 150 Euro nach zehn Minuten Aufenthalt erfuhr ich erst, als mir der Hund schon weggenommen worden war, aber ich habe sehr wohl - wenn auch erfolglos - protestiert. Ich kann beim besten Willen nicht mehrere Tausend Euro in die Behandlung eines Hundes investieren, wenn dann in der Folge meine Kinder verhungern müssen. Wie Dr. W. ja selbst schreibt, reichen bei einem Lebershunt eben Infusionen und eine Ernährungsumstellung nicht, isbd. wenn der Hund erst ein Jahr alt ist und der Shunt angeboren ist: Eine Operation ist unumgänglich – Kosten beim externen Shunt 2.000, beim internen das Doppelte nur für die OP. Wenn Dr. W. der Meinung ist, dass man jedes noch so kranke Tier aus moralisch-ethischen Tierschutzgründen so lange wie möglich am Leben erhalten muss, dann ist das seine Meinung: Er lebt ja davon. 
Es mag ja sein, dass die Erstdiagnose, die die Erkrankung überhaupt ausgelöst hat, dieser Lebershunt war. Aber es darf nicht ignoriert werden, dass der Wochenendnotdienst-Tierarzt dem ohnehin schon kranken Hund Dectomax verabreicht hat: Selbst wenn kein MDR-1-Gendefekt vorlag, so ist dieses Schweinewurmkurmittel für Hunde nicht geeignet: Dieses hochgiftige Mittel wurde an der Leber vorbei unmittelbar in den Körper geleitet, so dass ab dem Zeitpunkt, wo Dectomax gespritzt wurde, der Hund nicht mehr zu retten war. Immerhin ist der Hund nur wenige Stunden, nachdem ich ihn bei Dr. W. abgeholt habe, ins Koma gefallen und wäre es auch in seiner Praxis. Wäre das Dectomax nicht gewesen, hätte eine Diät dem Hund aber gerade einmal für etwa zehn Monate geholfen – 50 Prozent der so behandelten Hunde müssen nämlich dann doch eingeschläfert werden. Außerdem wird diesen Hunden dann üblicherweise auch noch Antibiotika gegeben, wo Sie mir sicher zustimmen, dass Antibiotika kein harmloses Medikament ist und starke Nebenwirkungen zu erwarten sind. Das wissen Sie, das weiß ich und das weiß auch Dr. W.: Aber selbst wenn ich die fünftausend Euro hätte, die eine OP samt Behandlung mindestens gekostet hätte, hätte ich mich gefragt, ob dies in einem gesunden Verhältnis steht, denn der (natürliche) Tod ist für Tiere nicht schlimm, es sind die Menschen, die leiden. Somit halte ich es im höchsten Maße für unmoralisch, wenn sich Tierärzte an Menschen, deren Tier im Sterben liegt, eine goldene Nase verdienen. Denn der Verlust eines geliebten Tieres ist so schmerzhaft, dass man in Zeiten der Not und des Schmerzes bereit ist, jeden Preis zu zahlen, um das Tier nicht zu verlieren. Hier sollte auch ein Tierarzt die Verantwortung fürs Tier annehmen und dem Umstand danken, dass Sterbehilfe wenigstens bei Tieren erlaubt ist – was aber letzlich MEINE Entscheidung ist und nicht die von Dr. W. Somit ist es Tierschutz, wenn ein Hund, der ohnehin sterben muss, dies zuhause in den Armen der Menschen, die ihn lieben, kann und nicht seine letzten Tagen in einer engen Box an Geräten angeschlossen ohne Zuwendung erleben muss.

Ich habe somit die einzig moralisch vertretbare Entscheidung getroffen, indem ich meinem Hund einen Tod in Frieden und im Kreis seiner Lieben ermöglicht habe. Ich habe die ganze Nacht an seiner Seite gewacht: Das hat in der Praxis W. niemand für unsere Idgie tun können. Ich darf eine solche Entscheidung treffen, ohne mich vor Dr. W. rechtfertigen zu müssen, der eben von mir erstmal nur den Auftrag "Kostenvoranschlag" hatte: Zu allem Anderen wurde ich regelrecht gedrängt – was sich auch in seiner vorwurfsvollen Antwort deutlich spiegelt - und genau dagegen richtet sich diese meine Beschwerde, denn gegen den TA, der Dectomax verabreicht hat, habe ich deswegen keine Beschwerde eingelegt, weil er immerhin aus seiner Sicht nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt hat - bei Dr. W. habe ich diesbzgl. erhebliche Zweifel. 

Mit freundlichen Grüßen 

(Die Vorgeschichte findet ihr hier in diesem Blog ebenfalls im Monat September. Daten: 3.und 4.9.)

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