Mittwoch, 15. Juni 2016

Kodex eines Dinosauriers

In Bezug auf meinen Blogbeitrag vom AGGRESSIVEN PONY wurde neulich einmal angeraten, dass ich mich an einen Kodex halten soll, den ich den Tieren gegeben hätte, worauf ich erstmal herumalberte: "Kodex? Hä - ich kenne nur Piratenkodex und der geht mit PARLER ...", aber irgendwie hatte mich das Wort Kodex doch in den Bann gezogen und ich habe mich gefragt, ob es so etwas für mich gibt und wenn ja mit wem? Und in der Tat: Es gibt so etwas Ähnliches für mich: Ich nenne es Prinzipien und Grundsätze - am Ende mit dem Resultat, dass man jeden Morgen mit ruhigem Gewissen in den Spiegel schauen kann.
Das zweite Wort im Titel lautet deswegen Dinosaurier, weil ich meine Redakteursausbildung zu Zeiten gemacht habe, wo den Volontären noch beigebracht wurde, dass die Presse als vierte Gewalt im Staat eine Kontrollfunktion ausübt. Auch wenn ich durchaus auch unterhaltsame Radio- und Printbeiträge verbrochen habe, so habe ich auch einige Jahre in der Nachrichtenredaktion eines Lokalsenders gearbeitet und da geht es ja auch zuweilen um Politik: Je nachdem, wie brisant ein Thema gerade ist, fühlt man sich dann manchmal ganz abenteuerlich als investigative Journalistin à la: "Wir decken auf und lassen uns von nichts und niemanden einschüchtern". Man denke nur an die Affäre um den Bundespräsidenten Christian Wulff, dessen größter Fehler es war, nicht auf seine Berater zu hören. Er hat einem Bildzeitungsredakteur auf den Anrufbeantworter gesprochen und versucht, die Berichterstattung über seine Person zu verhindern ... und in solchen Fällen sieht der landläufige Journalist auch schon mal rot (HIER erwähne ich diese Affäre). Journalistische Berichte verhindern, würde ja bedeuten, dass die Kontrollfunktion und die vierte Macht im Staat untergraben würde. Geht gar nicht !!! (HIER geht es - anlässlich des Charlie-Hebdo-Attentats - ums Thema: Keine Grenzen für Satire: Zitate zu Zensur & Selbstzensur)
Habt ihr eigentlich gewusst, dass sich in Deutschland jeder Journalist schimpfen darf, der will. Was ich im Pferdebereich als No-Go emfinde (da muss dringend eine Mindestqualifikation her - warum lest ihr HIER) finde ich dieses Jeder-Darf bei der Berufsbezeichnung "Journalist" durchaus sinnvoll, weil es hier um die im Grundgesetz verankerte Meinungsfreiheit geht und die rechtliche Möglichkeit diese Meinung auch öffentlich zu verbreiten. Wir sind ja mitten im Themenmonat Youtube in einem Blog und auch wenn ich das nicht gelernt hätte, so würde mich das Erstellen von Youtube-Videos oder Blogs durchaus zur Journalistin machen. Zugegeben: Vielleicht würde ich auf manche Dinge nicht so empfindlich reagieren, wie ich es aufgrund meines beruflichen Hintergrunds gelegentlich tue, weil mir so Dies & Das während meiner Ausbildung eingebläut wurde. Heute liest man so oft, dass die Medien angeblich die Meinungen manipulieren, aber ich glaube, ich bin trotzdem nicht der einzige verbliebene Dinosaurier. So hatte die Zeitschrift "Spiegel" früher den Slogan "Spiegel-Leser wissen mehr", aber das haben die jetzt geändert in "Keine Angst vor Wahrheit": Das imponiert mir sehr. Um Wahrheit geht es auch in folgendem Video - eine Reaktion auf die Reaktion zum Beitrag über die Crossover-Serie mit dem aggressiven Pony, die ihr HIER nachlesen könnt.




Ich wurde (wie gesagt) aufgefordert, obigen Blogbeitrag zu löschen, ansonsten würde ich Post vom Anwalt bekommen (bibber). Zu dem Zeitpunkt hatten aber bereits über 500 Leute diesen Blogbeitrag gelesen - hätte ich diesen aufgrund einer Anwaltsdrohung gelöscht, wäre das einem Schuldeingeständnis gleich gekommen und genau als das wäre das dann wahrscheinlich auch über mich verbreitet worden - wenn auch wohl eher hinter meinem Rücken mündlich, als öffentlich in einem Blog.
Festzuhalten ist nichtsdestotrotz, dass ich die Wahrheit sage, diese sogar beweisen kann und durch ein Löschen aus Angst vor Ärger aus der Geschichte als Lügnerin herausgegangen wäre. Ich höre dann so folgende fiktive Aussage in meinen Ohren klingeln: "Ich habe ihr dann mit dem Anwalt gedroht und dann hatte sie die Hosen voll (analog: eingesehen, dass sie im Unrecht ist)." Aber wisst ihr was? Auf so ein dummes Gelaber hätte ich wohl auch noch gesch.... - schließlich habe ich mich mit den VOX-Pferdeprofis angelegt (Themenmonat HIER) und die bzw. manche ihrer fanatischen Fans haben auch hanebüchene Storys über mich verbreitet und alles Menschenmögliche unternommen, um mich einzuschüchtern und mundtot zu machen. Das war viel, viel bedrohlicher, als dieses Ich-gehe-zum-Anwalt-wenn-Du-das-nicht-löschst (zumal nicht derjenige, der zum Anwalt geht dadurch zu dem wird, der Recht hat): Also mache ich mir vor einer No-Name-Zirkustrainerin nicht ins Hemd - zumal üble Nachrede sich vor allem darüber definiert, ob man über einen anderen Lügen erzählt und das habe ich nicht - es war ja genau andersherum.
Ich hätte also auch meinerseits zum Anwalt gehen können, aber ich fand es halt witziger und sinnvoller, darüber in meinem Blog zu schreiben. Denn, was nützt es mir, wenn ich in zwei Jahren eine Unterlassungsklage erreiche und erst ab diesem Zeitpunkt darf Zirkustrainerin A diese Lügen nicht mehr über mich in Umlauf bringen? Zwei Jahre sind lang und von so einem Urteil erfährt kein Mensch, wenn man es nicht irgendwo öffentlich macht, also kann ich es doch direkt öffentlich machen ... aber das ist nicht der eigentliche Grund fürs Nicht-Löschen:
Es geht mir vielmehr um mein journalistisches Selbstverständnis. Es geht mir gar nicht um einen persönlichen Streit mit Zirkustrainerin A, was mir ja jetzt auch schon wieder wahrheitswidrig unterstellt wird (würde es darum gehen, hätte ich ihren Namen genannt). Ich habe die Dame weder gebeten, Lügen über mich zu verbreiten noch mir zu drohen (oder auch Leuten / Institutionen) zu drohen, die mit mir in Verbindung stehen.
Für mich geht es in der Tat darum aufzudecken, dass all die Trainer, die behaupten, sie würden nur und ausschließlich mit positiver Verstärkung arbeiten (und davon gibt es ganze Horden), dass nicht zwangsläufig auch tun. In meinem Interview mit Michael Grewe zur Hundeausbildung wird erwähnt, dass wissenschaftlich erforscht wurde, dass Erziehung völlig ohne Strafe nicht funktionieren kann. Aber die vielen dubiosen Pferde- & Hundetrainer behaupten genau das und so entstehen mehr Schwierigkeiten mit manchen Tieren, als dass es den Kunden (und deren Vierbeinern) etwas nützt, vielleicht schadet es am Ende sogar, wenn manche Tiere mangels Erziehung unkontrollierbar werden. Es ist nichts weiter als ein Traum, den wir alle träumen, aber wo viele von uns durchaus wissen, dass es eben nicht weiter als Wunschdenken ist. Wenn es uns dieser Traum aber von anderen vorgegaukelt wird, ist es vielleicht sogar Augenwischerei und vielleicht sogar auch Geldmacherei wie ein Artikel auf planet-hund glaubhaft darlegt: Hier nochmal die Links aus dem Hundebereich und ganz, ganz unten mein eigenes Video, das besagt, dass es KEINE einzige wissenschaftliche Theorie gibt, die belegt, dass Erziehung nur und ausschließlich mit positiver Verstärkung möglich oder auch sinnvoll wäre. Als alter Hase im Journalistengeschäft fühlte ich mich berufen, die Menschheit über diesen gerade um sich greifenden Irrtum aufzuklären ... na ja ... vielleicht auch nur einen klitzekleinen Teil der Menschheit, eben die, die meinen Blog lesen ;-)

Das Märchen von der rein positiven Arbeit

Man kriegt in solchen Fällen ja auch Tipps, der Eine sagt: "Lösch es doch, dann ersparst du Dir Ärger" und der Andere sagt vielleicht, dass ich den Blog so umformulieren könnte, dass nicht eine einzelne Zirkustrainerin, sondern die Facebook-Gemeinde in Aufruhr gewesen wäre. Also auch da habe ich so meinen Wahrheitstick - nicht nur weil ich gerne den Spiegel lese, sondern da morgens auch noch guten Gewissens reinschauen möchte: Wie würde es denn aussehen, wenn ich so tue (nur um selbst keine Ärger zu bekommen), als hätten sich mehrere kritisch auf das Video von Kenzie Dysli gestürzt??? Das wäre nicht nur Kenzie gegenüber unfair, sondern glatt gelogen, denn so war es nicht: Den einzigen Aufruhr, den ich bei Facebook bemerkt habe, war der, dass eine Menge Leute fassungslos darüber waren, dass jemand in einem harmlosen Video Respektlosigkeiten dem Pferd gegenüber entdeckt, wo keine sind.

Und die Moral von der Geschicht? Als erwachsener Mensch muss ich mich vor jeder einzelnen Handlung und vor jeder einzelnen Äußerung, die ich mündlich, auf Facebook oder in einer persönlichen Nachricht tätige, selbst fragen (und zwar bevor ich auf "ENTER" drücke), ob ich bereit bin, all diese möglichen Konsequenzen zu tragen. Angenommen, ich unterstelle jemandem, dass er lügt, muss ich damit rechnen, dass er das öffentlich richtig stellt. Sollte ich jemandem mit dem Anwalt drohen oder versuchen, Inhabern von Pferdeportalen in diesen privaten Streit reinzuziehen, muss ich damit rechnen, dass das bekannt wird - egal, ob ich Bundespräsident, Bloggerin oder Youtuberin bin. In diesem Sinne "jetzt zu etwas völlig Anderem" ;-)  

P.S. Die Fotos sind natürlich nur zur Unterhaltung gedacht und wirklich nicht ernst gemeint.

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